Hochschule Augsburg

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Das Netz - Ein totalitäres System

Vorträge

Yvonne Hofstetter

Yvonne Hofstetter Mit ihrem Vortrag unter dem Titel „Code der Diktatur“ eröffnete Yvonne Hofstetter das Podium "Mensch Interaktion Technik“ der Hochschule Augsburg.

Durch die Möglichkeit zur beschränkungsfreien Speicherung von Daten ist vor allem in Hinblick auf soziale Netzwerke und direct messaging ein neues Geschäftsfeld gewachsen: Big Data und das Sammeln digitaler Fußabdrücke.

Durch Multi-Sensor-Datenfusion, schlichtweg Aggregation und Neukombination von Daten, werden heutzutage maschinenbasiert Entscheidungen getroffen, die ohne Frage das Potential der Digitalisierung hervorragend ausschöpfen. Als Positivbeispiel zog Frau Hofstetter das Computerprogramm Watson heran. Negativbeispiele wie der Abschuss eines Passagierflugzeuges durch die USS Vincennes mit 290 Toten sowie die Abhängigkeit der Finanzindustrie von Maschinen, die mit Maschinen kommunizieren - und dabei seit 2006 18.000 Crashs verursachten - veranschaulichen aber deutlich, dass intelligente Maschinen auch eine Bedrohung darstellen.

Das Netz und dessen intelligente Maschinen generieren einen regelfreien Raum, in dem unsere nationalen Grundrechte massiv missachtet werden. Fragen nach dem Schutz von nationalen Rechten im internationalen www und ob wir uns nicht selbst abschaffen, wenn wir Maschinen entwickeln, die alles besser können als wir selbst, benötigen dringend gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Auseinandersetzung. Die Konzentration der Menschheit sollte sich vor allem auf eine positive Gestaltung unserer HCI-Zukunft richten.

Prof. Dr. Ulrike Spierling

Prof. Dr. Ulrike Spierling Visionen zu emergenten Design-Systemen wie dem Holodeck oder Cyborgs werfen die Frage auf, in welches Ausmaß die Verantwortung von Designern wächst.

Der momentane Trend zu Dystopien unserer HCI-Zukunft untermalt dies, in Hinsicht auf die Nutzerkontrolle gab Frau Spierling ihrem Vortrag den Titel „Lost in Translation“. An Beispielen wie dem Film „Truman-Show“ oder dem Animationsprojekt „Evolution“ von Karl Sims wurden Begrifflichkeiten wie Interactive Story Modeling und Constrained Conditional Model (CCM) erklärt. Klassischer Weise möchte das Resultat eines Designsystems kontrolliert werden, allerdings funktionieren Agentensysteme von intelligenten Maschinen nur durch regelbasierte indirekte Kontrolle. Durch Simulationsmodelle können diese intelligente Maschinen das „Fühlen“ lernen.

In Bezug auf das Netz als totalitäres System, welches beständig versucht, Absichten und Pläne anderer zu erkennen, sind Konditionale Strukturen – Vorbedingung - Aktion - Nachbedingung – denkbar leicht auszumachen. Menschliche Inter- und Metadisziplin können das Dilemma zwischen Vorausplanung und reiner Reaktion noch geschickter abhandeln als heutige Maschinen. Allerdings stellt sich noch die Frage, inwiefern man emergente Systeme verantwortungsvoll steuern oder gar durchbrechen kann.

Thierry Declerck

Thierry Declerck Als positives Gegengewicht zu den totalitären Aspekten des Netzes gilt Linked Open Data als Vertreter von Werten der Netztechnologie wie Wissensproduzierung, Wissensteilung und einhergehender Kollaboration.

Die Verarbeitung von menschlich erstellten Informationen durch Maschinen - im Sinne des Semantischen Webs - wird durch die Organisation und Strukturierung von Wissen (Ontologie) vorangetrieben. Herr Declerck veranschaulichte das Prinzip von Linked Open Data und erläuterte Standardisierungen wie die Anwendung von RDF und URIs als Regelbasis anhand von dbpedia.org. Negative Aspekte wie die Gefahr von Monopolkulturen und der Missbrauch von privaten Daten aus sozialen Netzwerken sollten die Codierung der Welt und damit die Vielseitigkeit der positiven Aspekte des Internets nicht einschränken. Veröffentlichungen von Regierungsdaten oder Karteisystemen von Bibliotheken dienten Herr Declerck als Positivbeispiele.

Die Öffentlichkeit ist in der Demokratie als Grundrecht verankert und bedarf ihres Schutzes. Auch wenn zur Verarbeitung der Daten keine Kontrollstrukturen vergeben werden und die Bekanntheit der Quelle als einzige Verifizierung dient, so liegt es doch in der Verantwortung einer Wissenschaft, relevante Daten im Internet verfügbar zu machen und der HCI-Zukunft einen positiven Beitrag zu leisten.

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